Erst im 20. Jahrhundert wurde das Zufallsprinzip in die Musik eingeführt. Bei dieser Art von Musik legt der Komponist nicht alle Einzelheiten einer Komposition selbst fest, sondern überlässt einiges dem Zufall. Es gab jedoch schon im 18. Jahrhundert Komponisten, die sich – damals eher auf unterhaltsame Art – mit dem Zufall beschäftigt haben. Der Mozart-Würfel geht auf ein "musikalisches Würfelspiel" zurück, das kurz nach Mozarts Tod unter seinem Namen veröffentlicht wurde. Mit Hilfe des Mozart-Würfels kann jeder (fast) unendlich viele Walzermelodien selber komponieren. Für jeden Takt stehen dabei 11 verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Insgesamt sind es 16 Takte. Es ergeben sich also 1116 = 45 949 729 863 572 16 verschiedene Walzermelodien (wegen einiger Verdopplungen sind es genau genommen etwas weniger). Um alle Kombinationsmöglichkeiten durchzuspielen, würde man über eine Milliarde Jahre benötigen. Man würde erwarten, dass mitunter musikalischer Nonsens entsteht, erstaunlicherweise klingen aber alle Versionen „sinnvoll“. Dafür sorgt ein kompositorischer Kunstgriff des Erfinders: Allen Versionen liegt dasselbe Harmonieschema zugrunde.
Götz Dipper, Mozart-Würfel, 2007, Interaktive Klanginstallation
ZKM | Institut für Musik und Akustik